Was steckt hinter dem neuen Inkubator Gründertaxi? Ein Interview mit den Gründern Torsten Schreiber, Nils Hafa und Michael Henschke

gruendertaxi_weiß Es ist das Top-Thema der Gründerszene im Rhein-Main-Gebiet: Drei erfahrene Gründer und Berater haben sich zusammengeschlossen, um einen neuen Startup-Inkubator zu starten. Unter dem Namen Gründertaxi wollen Torsten Schreiber (u.a. über bestBC und bettervest bekannt), Nils Hafa (vom Frankfurter Gründerfonds und Jumpp) und Michael Henschke (Kompass) Gründern mit einer umfassenden Beratung zur Seite stehen. Wir haben die Drei zum Interview gebeten, um ein paar brennende Fragen zu klären.

RMS: Hallo Nils, hallo Michael, hallo Torsten! Vor knapp einem Jahr ist Torsten mit bestBC, Nils mit dem Frankfurter Gründerfonds und Michael mit Kompass beim Startup Weekend in Frankfurt dabei gewesen. Jetzt lesen wir unter www.gruendertaxi.com von einem Inkubator mit Euch drei. Wie kommt es dazu?
Torsten Schreiber: Für bestBC bin ich die letzten Monate für das Business Devlopment, den Dealflow und das Finden spannender Projekte zuständig gewesen und wir haben bis heute über 200 Bewerbungen von Startups bekommen. Doch sehr viele der Projekte haben unserer Ansicht nach noch eine Menge Arbeit vor sich, bevor man sie auf Investoren „los lassen kann“. Mit Gründertaxi schließen wir eine Lücke und qualifizieren GründerInnen und deren Paperwork.
Nils: Ich habe lange in verschiedenen Banken im In- und Ausland gearbeitet, im Risiko Management, als Kredit- und Aktienanalyst. Allerdings fehlte mir damals mehr und mehr das Sinnhafte in der Tätigkeit und ich habe mich dann nochmal neu orientiert. Seit 2006 arbeite ich als Gründungsberater erst bei jumpp, seit 2011 zusätzlich beim Frankfurter Gründerfonds. Ende 2012 war dann klar, dass die Arbeit sowohl bei jumpp als auch beim Frankfurter Gründerfonds für mich weniger werden würde. Aber, wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf – und genau das ist mir mit meinem Engagement als Experte bei BestBC passiert. Ich habe dort Torsten kennengelernt, wir waren uns gleich sympathisch und als er mir dann Anfang 2013 sein Konzept vom Gründertaxi erläuterte, fielen ziemlich schnell die Würfel. Die Idee hat mich überzeugt, das Konzept ist ausbaufähig und die Möglichkeit, genau das zu machen, was ich gut kann und mir auch großen Spaß macht, hat mir sehr gefallen.
Michael: Seit 2009 habe ich mit und für Kompass im Gründungszentrum spannende Player und Akteure im Frankfurter Raum kennen gelernt. Aus politischen Gründen geht dort aber ein Engagement nicht über die Stadtgrenzen hinaus – mit Gründertaxi ist ein bundesweites Agieren möglich: diese Herausforderung reizt mich persönlich, zumal ich noch gute Kontakte in den ostwestfälischen Raum und nach Berlin mitbringe, die ich hier weiter pflegen und ausbauen kann.
RMS: Was ist Eure Motivation, Euch gemeinsam im Gründertaxi zu engagieren?

Interview_RMS_Gründertaxi 034
Michael Henschke, Torsten Schreiber und Nils Hafa (v.l.) im Interview mit Rhein-Main-Startups

Torsten: Für mich sind es die unterschiedlichen Profile, die wir abdecken, und die einem Startup eine ideale 360-Grad Betreuung ermöglichen. Genau die „Packung“, die man als Gründer beim Start gebrauchen kann, wie ein „Turbo“. Das Gründertaxi ist für ein Startup ein echter Wettbewerbsvorteil gegenüber Anderen.
Nils: Wie Torsten schon sagt, die unterschiedlichen Profile ergänzen sich hervorragend. Das ist für mich ein echter Mehrwert und damit eine sinnvolle Kooperation. Außerdem sind mir die Jungs richtig sympathisch (grins) und wir haben Spaß zusammen. Ein weiterer Aspekt ist, es ist unser Unternehmen, wir gestalten und haben alle drei den Anspruch, das Unternehmen Gründertaxi 100%ig am Kundennutzen auszurichten. Das bedeutet auch, ständig mit Startups zu reden, Feedback einfordern und daran orientiert auch nachzujustieren – es ist ein Prozess und das ist enorm spannend. Ich persönlich finde es faszinierend, das, was ich inhaltlich berate, auch in meinem eigenen Unternehmen anzuwenden….
Michael: Bereits bei den ersten Gesprächen war eine enge und aufrichtige Themenverbundenheit in der Gruppe zu spüren. Torsten kannte ich vorher schon durch zahlreiche Meetings und als Top-Netzwerker, Nils war mir als extrem gut vorbereiteter und sehr belesener Berater bekannt – wir haben gemeinsam eine sehr hochwertige Podiumsdiskussion geführt, wo wir uns auf Anhieb „blind“ ergänzt haben. Mir macht die unbürokratische aber verbindliche Arbeitsatmosphäre Spaß: kurze „Dienstwege“, Abmachungen werden eingehalten und ich spüre regelmäßig einen „entrepreneurial spirit“, der mich ganz erheblich motiviert.
RMS: Nils, Du bist einer der ausgewiesenen Experten im Bereich Lean Canvas, wieviele Businesspläne hast Du in den letzten Jahren im Rahmen Deiner Tätigkeit gelesen und bewertet und was ist Dir dabei im Hinblick auf die Finanzierbarkeit zum Zeitpunkt der Kenntnisnahme aufgefallen?
Nils: Im Rahmen meiner Beratungstätigkeit habe ich über 1.500 Businesspläne gesehen und bei ca. 80-90% war der Finanzteil nicht ausreichend ausgearbeitet, um ihn einem Banker oder Investor im Hinblick auf eine Finanzierung präsentieren zu können. Bei vielen war die Umsatzprognose sehr wolkig und es fehlte eine Validierung der Zahlen, oftmals waren auch nur Teile der betrieblichen Kosten erfasst. Hier habe ich viel helfen können, dieses zu optimieren.
RMS: Michael, Du bist für Deinen unkonventionellen Beratungsansatz bekannt, in dem Du Deine Mandanten zum permanenten Querdenken aufforderst. Wie kommt es zu diesem Vorgehen?
Michael: (lächelt) Ich stamme aus einer Unternehmerfamilie und habe schon sehr früh den Wert des Kunden im Unternehmen hautnah miterlebt. Dieser Eindruck festigte sich auch in meiner kaufmännischen Berufsausbildung. Folgerichtig fokussierte ich meine BWL-Studieninhalte auf strategische Aspekte, in denen der Kunde stets „primus inter pares“ ist. Mein Beratungsansatz konzentriert sich auf die unternehmerischen Kernbereiche Marketing und Vertrieb, denn ohne zufriedenen Kunden brauchst Du Dein Geschäft gar nicht erst eröffnen! Somit liegt die Antwort auf Deine Frage im Zusammenspiel der Marktkräfte: Du musst sie kennen – je detaillierter, desto besser! – und Dein Unternehmensziel daran ausrichten. Dazu musst Du regelmäßig vordenken (nachdenken ist zu statisch!), um Deinen Kunden adäquate Lösungen (hier Kundenutzen) bieten. Du kannst auch sagen: überrasche Deinen Kunden positiv! Das geht nur mit unkonvetionellen, innovativen und neuen Wegen – sonst bleibst Du ein Mitläufer.
RMS: Torsten, Du bist neben Deiner Vernetzungsarbeit auf allen Social Media-Kanälen auch in einigen Startups selbst engagiert. Mit bettervest seid Ihr unter den Finalisten des Code_N – Wettbewerbs mit eigenem Stand auf der CeBIT und somit erfolgreicher und viel beschäftigter Unternehmer. Wieso Dein Engagement bei Gründertaxi und die Zusammenarbeit gerade mit Nils und Michael?
Torsten: Für mich schließt sich mit dem Gründertaxi ein wichtiger Kreis und somit auch ein eigener Cluster. Die Fähigkeit Netzwerke in einem Bereich aufzubauen kann ich an Startups und Gründer weitergeben. Dieser Netzwerkaufbau muss strategisch und vor allem ganz am Anfang beginnen. Es ist das „Salz in der Suppe“ und darin bin ich gut. Der Bereich Strategie wird mit Nils perfekt besetzt und Vertrieb und Marketing liegt in den Stärken von Michael. Wir sind zusammen einfach ein echter Mehrwert für Gründer. Mein erstes Unternehmen habe ich mit 13 Jahren gegründet, ich kann nicht anders als sagen „ich liebe es“ Menschen und Ideen zusammenzubringen. Es ist bei mir ein wenig wie mit dem Aufbau einer Modelleisenbahn, das Zusammenbauen interessiert mich mehr als der Bahn zuzusehen wie sie im Kreis läuft. Gründertaxi erlaubt es mir im Wortsinne immer wieder einzelne Strecken zu begleiten und immer wieder neue Fahrgäste ans Ziel zu bringen.
RMS: Wie groß schätzt Ihr den Anteil derjenigen GründerInnen ein, die noch einen deutlichen Beratungsbedarf bei ihrem Geschäftsmodell haben?
Das Gründertaxi möchte Gründern eine Rund-um-Beratung bieten.
Das Gründertaxi möchte Gründern eine Rund-um-Beratung bieten.

Nils: Eine konsequente Orientierung am Kundennutzen ist sehr wichtig, um ein tragfähiges Geschäftsmodell aufzubauen. Dabei hilft die Erarbeitung eines Proof of Concept, um zu verstehen, was der Kunde braucht. Mit überprüfbaren Erfolgen fällt es deutlich leichter, eine Finanzierung zu erhalten. Und genau das ist oft das Thema: es wird ein tolles Produkt entwickelt, eine spannende Dienstleistung, man hat viel Geld und einiges an Zeit investiert, stellt dann aber fest, nachdem es im Markt lanciert ist, es interessiert keinen. Man hat einfach vergessen, die Kunden vorher zu fragen, ob es dafür ein Bedürfnis gibt. Das ist ein großes Thema und macht mir persönlich sehr viel Spaß, gemeinsam mit den Startups die Positionierung zu erarbeiten.
Michael: Es ist erstaunlich, dass bundesweit rund 67% der Bevölkerung nicht gründet, weil sie Angst vor dem Scheitern haben! Hier gilt es 1. die Aufklärungsarbeit nachhaltig zu intensivieren und 2. den potentiellen Gründern mit Gründertaxi als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
RMS: Was plant Ihr mit Gründertaxi 2013 bzw. wie grenzt Ihr Euch von anderen Gründerberatungen ab?
Torsten: Nun wir planen für 2013 insgesamt 30 Projekte „im Taxi zu befördern“ und nach vorne zu bringen. Ich möchte mich nicht abgrenzen. Zu unserer Vision gehört ein ethischer und auch qualitativer Anspruch, den viele „Berater“ und Beratungen nicht leisten können. Ich glaube zudem, dass man eher kooperativ als konfrontativ am Markt agierten sollte.
Nils: 2013 ist auch ein Jahr des Aufbaus für uns. Wir werden viel testen und haben den Anspruch, das Unternehmen so ausrichten, das es einfach Kundennutzen orientiert ist und gleichzeitig aber auch unseren Werten (fair miteinander umgehen; Respekt im Umgang; Freiheit zu entscheiden; Kooperation ist besser als Konfrontation; fit sein und fit bleiben; Spaß haben und mit Menschen zusammenarbeiten die uns sympathisch sind; bewusster mit der Umwelt umgehen und nachhaltige Aspekte sowohl in der Beratung, in der Auswahl der Kunden als auch im eigenen Umfeld berücksichtigen) entspricht. Kundennutzen-Orientierung ist für mich ein MUSS!
Michael: It’s people business! Mit Torsten und Nils gemeinsam stellen wir eine unbürokratische, flexible und bundesweite Agenda auf und bieten parallel dazu eine hohe Netzwerk- und Neue-Medien-Affinität zur Nutzung für Start-Ups. Gründertaxi holt die zukünftigen Unternehmer dort ab wo sie stehen und transportiert sie schnell, sicher und komfortabel zu ihrem Ziel: dem unternehmerischen Erfolg. Der Gründertaxi-USP ist vor allem die klare Investoren-Ausrichtung. Für 2013 erwarte ich eine Etablierung im Markt in ausgesuchten Hotspots sowie eine hohe Zahl an „Fahrgästen“.
RMS: Wer ist Eure primäre Zielgruppe, welche „Eigenschaften“ oder Grundvoraussetzungen sollen Eure Kunden mitbringen und was ist eigentlich (sofern es ihn denn gibt) der Unterschied zwischen Existenzgründer, Entrepreneur, Unternehmer und Startup?
Torsten: Unsere Zielgruppe sind „Gründer + konkretes Projekt“, man muss das „Gründertaxi“ nur wörtlich nehmen und sich vorstellen, daß es im Lebenszyklus eines Startups oder Projektes immer wieder Phasen gibt, in denen man Hilfe und Unterstützung gebrauchen kann. Wir sehen uns hier durch unseren 360-Grad–Ansatz auch gerüstet, je nach Status eben den oder die Gründer von a.) nach b.) zu bringen, insofern bedarf es keiner besonderen Eigenschaften oder Voraussetzungen, außer eben dem Wunsch ein Unternehmen zu gründen.
Michael: Ich bin ein großer Freund von Unternehmensgründungen! Ich freue mich, wenn Menschen, egal ob alleine oder im Team, zu mir kommen und mir von ihrer Gründungsidee berichten. Für mich ist das eine Spiegelung, wie facettenreich unser Leben und unsere Natur sind. Menschen sind alle verschieden und so auch ihre Ideen, Wünsche und Hoffnungen (auch wenn es natürlich hie und da gewisse Gemeinsamkeiten gibt [lacht]). Deshalb suche ich regelmäßig nach Lösungen, diese Ideen auch umzusetzen und eine positive Machbarkeitsstudie zu erstellen: Probleme und Hindernisse kommen qua vida dazu, aber sie müssen natürlich kommuniziert werden und man muss sich darauf im Rahmen des Risikomanagements gründlich vorbereiten. Trotzdem: spätestens seit Platons Ideenlehre ist bekannt, dass (Gründungs-) Ideen Urbilder der Realität sind. Und nach ihnen sind die Gegenstände der realen Welt geformt. Wir können aus vielen Unternehmensideen als auch viel lernen.
Nils: Auch das Thema Finanzierung ist bei vielen Startups ein Engpass, somit ist das natürlich auch unsere Zielgruppe, bundesweit. Da setzen wir an und qualifizieren und führen hin. Je nachdem, wo das Startup steht, sind wir in einer sehr frühen Phase dabei oder eben auch erst zu einem späteren Zeitpunkt.
RMS: Was plant Ihr mit Gründertaxi in Zukunft, wird es ein Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt in Frankfurt bleiben?
Michael: Wir planen zunächst eine gute Abdeckung im Rhein-Main-Gebiet, speziell in Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Offenbach und im Süden in Darmstadt. Aber noch in diesem Jahr wollen wir in andere Städte expandieren und haben hier Köln, Stuttgart, München und Hamburg im Visier. Da ich auch in Niedersachsen für die ­­N-Bank gelistet bin und in der Vergangenheit Hannover kennen und schätzen gelernt habe, wird Gründertaxi auch hier „Fahrgäste“ einladen
Nils: Unsere Mandate generieren wir bundesweit, Torsten hat durch sein starkes Xing-Netzwerk hier über die ganze Republik verteilt Anfragen.
RMS: Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg für Eure weiteren Schritte!
___________
AKTUELLE NEWS AUS DER GRÜNDERSZENE DES RHEIN-MAIN-GEBIETS?
Schenke uns Dein „like“ / „gefällt mir“ bei facebookabonniere unseren RSS-Feed und nutze die Sharing-Funktionen unter unseren Beiträgen. Du kannst auch einen Gastbeitrag schreiben oder Informationen über Dein Startup einreichen.
VERANSTALTUNGSHINWEIS: Tools4AgileTeams Konferenz am 7. November 2013 in Wiesbaden

Sunday Briefing - Dein kostenloser Newsletter aus dem Startup- und Innovations-Ökosystem FrankfurtRheinMain direkt ins Postfach.

Sunday Briefing - Der kostenlose Newsletter für Startups und Innovation in FrankfurtRheinMain.