"Irgendwann fielen alle Karten zu Boden…"-Co-Gründer Samuel Ju von der Social Elearning Plattform Repetico im Interview


Anfang 2012 gründete Samuel Ju zusammen mit einem Freund die Social Elearning Plattform Repetico und brachte damit die Karteikarten und deren Lernkonzept ins Netz. Anders als auf den wenig flexiblen Karten aus Papier, bietet Repetico seinen Nutzern eine individuelle und immer wieder veränderbare Gestaltung, eine intelligente Wiedervorlage in wissenschaftlich erprobten Zeitabständen, eine genaue Lernstatistik und – das ist eine der entscheidendsten Komponenten: selbst erstellte Karteikarten können von vielen Nutzern nach Registrierung gleichzeitig in Anspruch genommen werden. Daraus entstand auch der Name: Repetico steht für Repetition und Collaboration. So können sich Lerngruppen oder sogar ganze Semesterjahrgänge über den erstellten Lerninhalt austauschen und inhaltliche Verbesserungsvorschläge bei den Karteikarten jederzeit mit einbringen. Viele der Lernkonzepte, die in Repetico eingeflossen sind, werden von wissenschaftlichen Lernmethoden untermauert. Wir haben mit Co-Gründer & CEO Samuel Ju über die weiteren Potentiale und Pläne dieser Geschäftsidee gesprochen.
RMS: Hallo Samuel. Bitte stelle dich kurz vor, wer bist du und was machst du?
Samuel Ju: Hallo. Ich bin Student der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Während des Studiums hat mich die Begeisterung für Entrepreneurship gepackt und bis heute nicht mehr los gelassen. Im Frühjahr letzten Jahres habe ich zusammen mit meinem Partner die Social E-Learning Plattform Repetico gelauncht.
RMS: Wie kamst zu der Idee und zur anschließenden Gründung?
Samuel Ju: Wie so oft entstand die Idee aus einem Problem, das man zu lösen versucht. Während meines Jurastudiums hatte ich über die Semester einen riesen Berg an Karteikarten angehäuft. Diese lagen jedoch irgendwann verstaubt in der Ecke, ich konnte trotz eines Papierkarteikastens kein System in mein Lernen bringen, und das Bearbeiten von handgeschriebenen Karteikarten und vor allem das Finden von bestimmten Karteikarten waren bei mehr als 1.000 – 2.000 Karteikarten irgendwann nur noch eine Qual. Der Schockmoment passierte, als ich eines abends müde aus der Uni Bibliothek herauskam und vor dem Spind stand: Ein riesen Stapel an Karteikarten fiel zu Boden und war danach hoffnungslos durcheinander. So habe ich mich entschieden, während meiner Examensvorbereitung ein IT-gestütztes Lernsystem zu entwickeln. Zusammen mit Klaus, einem guten Freund und Diplom-Informatiker, der idealerweise auch schon mehrjährige Erfahrung im Programmieren eines Elearning-Systems hatte, habe ich dann Repetico gegründet. Innerhalb von zwei Monaten stand der konkrete Plan und am 1. März letzten Jahres gingen wir online.
RMS: Wie groß ist euer Team jetzt?
Samuel Ju: Neben Klaus und mir sind noch ein Entwickler für mobile Apps, der zur Zeit eine iPhone / iPad und Android App zum offlinefähigen Lernen entwickelt, die im 1.Quartal rauskommen soll, sowie ein Mitarbeiter im Vertrieb und Marketing an Bord.
RMS: Wie habt ihr die Finanzierung gestemmt?
Samuel Ju: Wir sind von Anfang an komplett eigenfinanziert und konnten von Beginn an mit dem Verkauf von Pro-Zugängen, über Umsatzbeteiligungen beim Verkauf von qualitätsgeprüften Verlagskarteikarten und Kooperationen mit Universitäten und Akademien Einnahmen generieren. Zurzeit überlegen wir für eine schnellere Expansion eventuell einen Business Angel oder Investor mit an Bord zu holen.
RMS: Was genau zeichnet die Social E-Learning Plattform Repetico aus?
Samuel Ju: Wir bieten unseren Nutzern ein intelligentes Lernsystem nach dem Karteikartenprinzip von Sebastian Leitner an. Dabei kann man sich ganz einfach anmelden und seine Karteikarten erstellen. Diese kann man dann im Anschluss immer wieder aktualisieren und mit Kommilitonen oder seiner Lerngruppe teilen und somit gemeinsam lernen. Dabei kann jeder Mitlerner – je nachdem, welche Rechte er für einen bestimmten Karteikartensatz hat, die bereits erstellten Karteikarten bearbeiten, neue Karteikarten zum Kartensatz hinzufügen oder aber dank eines Diskussionsfensters Vorschläge für Verbesserungen posten. Man kann wie bei Facebook „Freundschaften“ schließen und die Lernaktivitäten seiner Freunde mitverfolgen. Im vergangenen Semester haben bei einem Lernkartensatz mehr als 150 Studenten mitgelernt. Professoren oder Tutoren können ganz einfach ein Studienfach einen Lernkartensatz erstellen und so einen Mehrwert zu den meisten genutzen PDF- und Powerpoint-Dateien bieten. Dies macht Repetico zu einer Social Elearning Plattform. Darüber hinaus arbeiten wir mit einigen Verlagen wie z.B. Alpmann Schmidt (Jura), Carriere & More (IHK Weiterbildung), Elsevier (Medizin, Pflege, Heilpraktiker) und Habrica (Sportboot- und KFZ- / Mofa-Führerscheine) zusammen und vertreiben ihre digitalen Lernkarten über Repetico. Die Fachverlage erkennen zunehmend, dass der Umsatz ihrer Papierkarteikarten immer weiter abnimmt, während die Nachfrage nach einer digitalen Lösung mehr und mehr zunimmt. Der Fachbereich Rechtswissenschaften der Goethe Universität stellt für alle Studierenden für die gesamte Dauer ihres Jurastudiums einen Pro-Zugang zur Verfügung. Repetico wird als Lernsystem zudem auch beim Jura Repetitorium Alpmann Schmidt und dem IHK Weiterbildungsanbieter Carriere & More eingesetzt. Im vergangenen Jahr haben wir von der Initiative Mittelstand die Auszeichnung „Best of 2012“ in der Kategorie Elearning erhalten.
RMS: Gab es bisher Veränderungen an Repetico seit der Gründung und was sind eure nächsten Ziele?
Samuel Ju: Als wir die Seite aufgebaut haben, fokussierten wir uns nicht darauf, dass alles von Anfang an perfekt sein muss. Kleinere Veränderungen, was z.B. das Design betrifft, nehmen wir laufend vor. Zudem haben wir auf unserer Plattform einen offenen Austausch mit unseren Nutzern geschaffen, die Ihre Verbesserungsvorschläge und Kritik einfach auf der Seite für jeden sichtbar posten können. Dadurch erhalten wir laufend neue Anregungen und gutes Feedback, das wir dann auch versuchen schnellstmöglich umzusetzen.
Seit letztem Jahr arbeiten wir ja mit der Goethe Uni zusammen. Weitere Partnerschaften mit Universitäten, aber auch mit privaten Akademien sind für das Jahr 2013 in Planung. Zudem arbeiten wir daran, weitere Partnerschaften mit Verlagen zu schließen und ein breiteres Angebot, insbesondere auch für Schüler anzubieten. Auch sind wir in Gesprächen mit einigen Unternehmen, die unsere Lösung lizensieren und in ihre bestehenden Lösungen integrieren wollen.
Neben der Weiterentwicklung unserer Online-Plattform steht vor allem der Launch der Apps im 1. Quartal an.
RMS: Welche Tipps hast du für andere Gründer und die, die es gerne werden wollen?
Samuel Ju: Wichtig finde ich, eine offene Sichtweise zu haben und problemorientiert zu sein, sprich die Welt mit offenen Augen wahrzunehmen. Dabei entdeckt man viele Ideen für eine neue Geschäftsidee, aber auch für eine bestehende Geschäftsidee, die das eigene Konzept weiterbringen können.
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