“Just do it!” – Stefan Erlich von Kritische-Anleger.de im Interview

Bei einem Treffen des Lean Startup Circle Rhein-Main konnte ich den sympathischen Stefan Erlich aus Frankfurt kennenlernen. In diesem Interview könnt ihr mehr über sein Projekt und über das Abenteuer, etwas eigenes auf die Beine zu stellen, erfahren.

RMS: Bitte stelle Dich uns kurz vor. Wer bist Du und was machst Du?
Stefan Erlich: Mein Name ist Stefan Erlich, ich bin 29 Jahre alt und Gründer von Kritische-Anleger.de. Ich komme ursprünglich aus Dresden, habe aber längere Zeit im Ruhrgebiet sowie in Karlsruhe und Melbourne gelebt, um mich anschließend in Frankfurt niederzulassen. Seit Februar 2012 kümmere ich mich nun hauptberuflich um Kritische-Anleger.de, arbeite aber noch nebenbei als Teilzeitangestellter bei einer mittelständischen Firma in Bad Vilbel.

RMS: Wie kamst Du auf die Idee, kritische-anleger.de zu starten?
Stefan Erlich: Die Idee entstand eigentlich aus einem persönlichen Problem heraus, da ich für meine Eltern seit mehreren Jahren einige Geldanlagen verwalte und sich hier immer wieder die Frage stellte, ob eine Anlage bei einer der meist recht unbekannten Online-Direktbanken wirklich vertretbar ist. Fast jeder würde sagen, dass eine Anlage bei der Deutschen Bank, der Commerzbank oder der lokalen Sparkasse völlig in Ordnung geht. Doch wie sieht es bei der Ikano Bank, der DenizBank oder der Amsterdam Trade Bank aus? Die meisten Menschen haben trotz der Einfachheit von Tagesgeld- und Festgeldprodukten ein starkes Bedürfnis danach, sich durch unabhängige Tests und Informationen zu versichern, dass eine Anlage hier sicher und sinnvoll ist.

RMS: Welche Vorzüge bietet Dein Portal gegenüber anderen Anbietern?
Stefan Erlich: Wer bei Google nach Tagesgeld oder Festgeld sucht, wird kaum eine Seite finden, die sich wirklich tiefergehend und unabhängig mit diesen Produkten auseinandersetzt. Die meisten Tagesgeld-Vergleiche z.B. schließen von vornherein Direktbanken aus, die keine Provisionen für die Kontoeröffnung zahlen (z.B. die Ikano-Bank). Mit unabhängigen Testberichten, die auf eigenen Erfahrungen beruhen sowie Erfahrungsberichten von bestehenden Kunden bietet Kritische-Anleger.de dagegen eine unabhängige Informationsquelle für klassische Geldanlagen, bei der man sich nicht ständig fragen muss, ob hier die Provision oder der Kundennutzen im Vordergrund steht.

RMS: Was waren die größten Stolpersteine, die Du bisher überwinden musstest und welchen Herausforderungen siehst du dich derzeit gegenübergestellt?
Stefan Erlich: Der größte Stolperstein war sicherlich zunächst einmal, sich dafür zu entscheiden, die Sicherheit eines Vollzeitjobs aufzugeben. Das hat mich fast ein halbes Jahr gekostet. Derzeit ist für mich vor allem die Erstellung von Inhalten in Form von Testberichten eine große Herausforderung, da das Ganze eine Menge Zeit für das Testen und Recherchieren in Anspruch nimmt. Zudem ist das komplette Backend der Seite eine Eigenentwicklung, die stetig erweitert und optimiert werden möchte, um neue Funktionen wie den Festgeld-Vergleich anbieten zu können. Eine weitere Herausforderung ist Google. Es reift in mir zunehmend die Erkenntnis, dass Google als alleinige Besucherquelle langfristig nicht gesund ist. Hier muss ich mich um eine gewisse Diversifikation kümmern.

RMS: Was machst Du, um den Bekanntheitsgrad von kritische-anleger.de auszubauen?
Stefan Erlich: Primär arbeite ich derzeit über SEO und guten Content, was bisher auch erstaunlich gut funktioniert hat. Die alte Aussage “Content is King” kann ich daher aus meiner eigenen Erfahrung nur bestätigen und ich denke der Trend hin zu mehr Qualitätsinhalten wird sich definitiv fortsetzen. Darüber hinaus plane ich langfristig mit verschiedenen Nachrichtenportalen zu kooperieren, eigene qualitativ hochwertige Artikel dort zu veröffentlichen und eventuell auch eine Art Kritische Anleger Label einzuführen, das Banken nutzen können, um ihre Produkte zu bewerben (ähnlich dem der Stiftung Warentest). Hierfür muss aber vor allem die Content-Basis noch stark erweitert und eine gewisse Reputation im Markt aufgebaut werden. Langfristig möchte ich die Marke “Kritische Anleger” als eine Art Konkurrenz zu Finanztest etablieren.

RMS: Wie siehst Du den Gründungsstandort Rhein-Main? Ist die Region eine gute Gegend für Startups?
Stefan Erlich: Der Standort an sich ist sicherlich kein schlechter, da hier einige größere Städte nahe beieinander liegen. Allerdings mangelt es hier bisher noch an einer gewissen Startup-Kultur wie man sie aus Berlin kennt. Sein eigenes kleines Startup aufzubauen würde mit einer starken Community von Gründern sicherlich noch leichter fallen. Mit der “Entrepreneurs in the Frankfurt Area” Meetup-Gruppe und dem Gründerstammtisch Frankfurt sowie dem Lean-Startup-Circle in Wiesbaden gibt es allerdings mittlerweile einige gute Anlaufstellen zum Austauschen und Netzwerken.

“Aufgrund der Vielseitigkeit des Startup-Lebens lernt man soviel in so kurzer Zeit, dass man sich eigentlich keine Sorgen um Job und Karriere machen muss, sollte das ganze Unterfangen doch schiefgehen.”

RMS: Gibt es irgendeinen Tipp, den Du anderen Gründern mit auf den Weg geben möchtest?
Stefan Erlich: Just do it! Ich persönlich habe mich viel zu lange mit der Frage beschäftigt, ob ich überhaupt den Schritt in die Selbständigkeit wagen soll oder nicht. Aufgrund der Vielseitigkeit des Startup-Lebens lernt man soviel in so kurzer Zeit, dass man sich eigentlich keine Sorgen um Job und Karriere machen muss, sollte das ganze Unterfangen doch schiefgehen. Zum Thema Scheitern gibt es übrigens einen schönen Vortrag von Sascha Lobo auf dem Entrepreneurship Summit 2011 (s.u.). Zudem sollte man sich meiner Meinung nach nicht zu sehr an den großen Startup-Erfolgen wie Facebook, Twitter oder auch Zalando orientieren. Die Wahrscheinlichkeit, mit einem kleineren, schlanken Startup erfolgreich zu sein, ist um einiges größer als den ganz großen Exit im Stil von Groupon oder StudiVZ zu schaffen. Hierzu empfehle ich auch immer wieder gern das Buch “Start Small, Stay Small” von Rob Walling (http://www.startupbook.net/). Ansonsten gilt die Devise: ausprobieren, Fehler machen, daraus lernen und nicht aufgeben!

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